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Postverkehr während der Belagerung von Mafeking
Um 1886 wurden bei Johannesburg (im burischen Transvaal) reiche Goldvorkommen entdeckt. Tausende Goldsucher, insbesondere aus den benachbarten britischen Besitzungen, wurden dadurch angelockt und ließen sich in Transvaal nieder.
Die Weigerung der Buren, den "Uitlanders" wie die Zuwanderer auf burisch genannt wurden, die politische und rechtliche Gleichstellung zu gewähren, lieferte Großbritannien den Vorwand, sich zum Anwalt der Ausländer zu machen und gegen die Unabhängigkeit der Burenrepubliken Orange Freistaat und Transvaal vorzugehen. Am 12. Oktober 1899 kam es schließlich zum Krieg. Noch am selben Tag wurde die Stadt Mafeking (heute: Mahikeng), in die sich britische Einheiten zurückgezogen hatten, von starken burischen Truppen eingeschlossen. Die Verteidigung der Stadt wurde von Oberst Robert Baden-Powell organisiert. Alle Versuche der Buren, die Stadt einzunehmen, wurden abgewehrt. In den ersten Maitagen 1900 wurden die burischen Belagerer von neu herangeführten britischen Verbänden zurückgeworfen. Am 17. Mai 1900 war die Belagerung Mafekings beendet.
Während der Belagerung war es für die Bevölkerung wichtig, briefliche Mitteilungen innerhalb der Stadt, aber auch nach außen, zu übermitteln. Da jeder Mann für die Verteidigung benötigt wurde, wurde ein Kadetten Korps gebildet. Das Korps umfaßte etwa 40 Jungen. Zu ihrem Anführer wurde der Junge Warner Goodyear bestimmt.
Für die Zustellung von Briefen innerhalb der Stadt war eine Gebühr von 1 Pence pro 1/2 Unze fällig. Die Zustellung erfolgte zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Briefe nach außen kosteten 3 Pence. Sie wurden heimlich und auf verschlungenen Wegen durch die feindlichen Linien geschmuggelt.
Interessant ist, dass ab dem 23. März 1900, also gut 2 Monate !! vor dem Ende der Belagerung, 2 Cape of Good Hope - Freimarken mit dem Aufdruck MAFEKING / BESIEGED (belagertes Mafeking) ausgegeben wurden (Abb. 1). In den etwa 5 Monaten davor kam man erstaunlicherweise ohne Briefmarken aus.
Nach Ausgabe der beiden Marken folgte eine wahre Flut weiterer Marken mit dem Aufdruck MAFEKING / BESIEGED. Im wesentlichen wurden Freimarken von Britisch-Betschuanaland (Bechuanaland Protectorate) verwendet. Einige Marken sind nachfolgend abgebildet (Abb. 2). Merkwürdig ist, dass es mehrere 1, 3 und 6 d und 1 sh - Marken gibt. Das non plus ultra ist eine 2 sh - Marke, die am 25. April 1900 ausgegeben wurde (Abb. 3/4). Zu allem Überfluss gibt es den Aufdruck bei 2 Marken in zweierlei Schrift. Insgesamt wurden 14 Cape of Good Hope bzw. Bechuanaland Protectorate Marken mit dem Aufdruck "MAFEKING BESIEGED", die beiden Marken mit dem abweichenden Überdruck nicht mitgezählt, hergestellt. Die letzte Marke wurde am 3. Mai 1900, also 14 !! Tage vor dem Ende der Belagerung, ausgegeben.
Zwischen dem 7. und 10. April 1900 wurden gewissermaßen 2 Sondermarken zu 1 und 3 d ausgegeben. Auf der 1 d - Marke ist Warner Goodyear auf seinem Fahrrad und auf der 3 d - Marke Oberst Baden-Powell abgebildet.
Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3/4
Am 7. April 1900 wurde die erste 3 Pence - Marke mit einer Abbildung von Baden-Powell herausgegeben. Die Breite der Marke betrug 18,5 mm (Abb. 5a). Nur 3 !! Tage später, am 10. April, gab´s eine weitere 3 Pence Marke mit gleicher Abbildung, diesmal allerdings 20,6 mm breit (Abb. (5b). Zufall? Ebenfalls am 10. April erschien eine 1 Penny Marke, auf der Warner Goodyear auf seinem Fahrrad zu sehen ist (Abb. 6). Alle 3 Marken wurden durch das photografisches Kopierverfahren Cyanotypie oder den Eisenblaudruck hergestellt. Dadurch ergeben sich verschiedene Blautönungen. Die Marken sind relativ lichtempfindlich. Da für das Druckverfahren mehrere Chemikalien benötigt werden, ist zu fragen wie die Chemikalien nach Mafeking kamen.
Abb.5a
Oben schmale, unten breite 3 Pence Marke mit Abbildung von Baden - Powell
Abb.5b
3 Pence Marken (breit) in unterschiedlichen Blautönen
Abb. 6
1 Penny Marken in unerschiedlichen Tönungen
Es dürfte nicht schwer zu erraten sein, dass der Druck der Marken von Philatelisten oder Spekulanten angeregt wurde. Alle Marken sind relativ teuer, insbesondere natürlich postfrische oder ungebrauchte.
Sehr gesucht sind auch echt gelaufene Briefe. Auch Ausschnitte mit klarem MAFEKING - Stempel sind begehrte Sammelobjekte.
Einige Besonderheiten:
Abb. 7: Schönes unteres Eckrandstück
Abb. 8: Links 2 Marken mit Stempeldatum 12. Mai, rechts mit Datum 15.!! Mai
Da Abstempelungen aus den letzten Apriltagen bzw. ersten Maitagen 1900, also wenige Tage vor dem Ende der Belagerung, nicht gerade selten sind, ist anzunehmen, dass es sich um "Mache" handelt. Und, ob jeder Brief ausgetragen wurde und den angegebenen Empfänger erreicht hat, dürfte fraglich sein.
Einige interessante Briefe:
Abb. 9: Brief mit Marke Nr. 1, abgestempelt am 29. März 1900, an einen Empfänger in Mafeking
Abb. 10: Brief mit Marke Nr.3, abgestempelt im März 1900, befördert mit der deutschen Oststafrika - Linie nach Suez und von dort weiter nach Kairo
Abb. 11: Brief mit Marke Nr. 3, abgestempelt am 29. März 1900, an einen Empfänger in Mafeking
Abb. 12: Brief mit Marke Nr. 10 an einen Empfänger in Indwe, Kapkolonie
Abb. 12b: Brief mit 2 Shilling!!!-Marke an einen Empfänger in Mafeking
Abb. 13: Brief mit Marke Nr. 16, abgestempelt am 2. Mai 1900, an Baden-Powell im Hotel Dixon/Mafeking
Kapkol
Während der Belagerung wurden 3 Stempel benutzt:
1./ Der Ortsstempel MAFEKING, Durchmesser 25 mm (Abb. 7). Dieser Stempel wurde am meisten verwendet. Auch nach der Belagerung wurde er noch benutzt.
2./ Der Telegrammstempel MAFEKING, Durchmesser 21 mm (Abb. 8). Der Stempel ist sehr selten. Er wurde gelegentlich irrtümlich benutzt.
3./ Ein alter Ortsstempel (Abb. 9). Auch dieser Stempel wurde benutzt, allerdings kommt er nur sehr,sehr selten vor.
Die vorstehend gezeigten Briefe sind alle mit dem Ortsstempel abgestempelt.
Abb.: 14 - 16
Da es schwer erkennbare Fälschungen des MAFEKING / BESIEGED - Aufdrucks und der verwendeten Stempel gibt, ist es unerläßlich, Mafeking - Marken von einem anerkannten Prüfer prüfen zu lassen.