Weltjamboree 1937 - ArGe Pfadfinder

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Weltjamboree 1937

Geschichte
5. Welt-Jamboree in den Niederlanden
Fred Maarssen

Vom 31 Juli bis 9. August 1937 fand das 5. Welt-Jamboree in den Niederlanden statt. Ort der Veranstaltung war das Landgut von Jonkheer Barnaart zu Vogelenzang (in der Nähe von Haarlem gelegen).
Etwa 29.000 Pfadfinder aus 54 Nationen lagerten auf dem Jamboree-Gelände und über 600.000 Besucher haben sich dieses Ereignis angesehen, das war also die Top-Attraktion des Jahres 1937.



Abb. 1
Postamt und Bankgebäude Jamboree 1937



Abb. 2
Jamboree Vogelenzang Innenansicht Postamt Jamboree Gelände


Mit PORTO belastete aus-und eingehende Postsachen während des Welt-Jamboree 1937

Auf dem Jamboreegelände befand sich ein Postamt von 21 x 13 Meter. Hierin waren die Post- Telegraphen- und Telefonämter (Dienste) untergebracht. Für die Post standen davon 10 x 8 Meter und ein Warteraum von 13 x 5 Meter zur Verfügung (Abb. 1). Wochentags (damals 6 Tage) war das Postamt geöffnet von 8:00 bis 20:00 Uhr. An Spitzentagen verarbeitete das Postamt über 50.000 Poststücke. Insgesamt wurden zwischen dem 19. Juli und dem 14. August 573.344 Stück Briefe, Postkarten und Drucksachen befördert. Zusätzlich 1012 Einschreiben und 1767 Eilsachen. 3x täglich (7:00, 12:00 und 17:00 Uhr) wurde die Post ausgetragen. Eine zusätzliche Austragung fand statt, sobald eine Luftpostsendung aus Niederländisch-Indien (später Indonesien) eintraf. Auf dem Jamboree-Gelände hingen 12 Briefkasten die 8x täglich geleert wurden (Abb 2).

Eingehende Post
Es gab natürlich auch eingehende Post. Insgesamt wurden 316.523 eingehende Briefe, Postkarten und Drucksachen gezählt. Außerdem noch 1260 Einschreiben und 1431 Eilsachen. Insgesamt waren fast 2000 Postsachen nicht ausreichend freigemacht, diese kamen hauptsächlich aus Großbritannien. Diese große Menge unterfrankierter Sachen aus GB wurden verursacht durch einen Fehler in dem Informationsschreiben, vor dem Jamboree, von der britischen Kontingentführung an die Eltern. In diesem Schreiben waren die Posttarife für Sendungen nach den Niederlanden falsch gelistet. Für einen Brief nach Holland sollte 2½ Pence  und für eine Postkarte 1½ Pence bezahlt werden. Die mit Porto belasteten Postsachen wurden in ein Register eingetragen und mit einem roten Bleistift wurden die Registernummern „779“ bzw. „424“ auf den Briefen erwähnt (Abb. 3+4).

Mit Porto belastet
Die mit Strafporto belasteten Postsachen wurden mit einem Begleitschreiben den Pfadfindern im Camp zugestellt. In diesem Begleitschreiben stand die Bitte, sich mal kurz im Postamt zu melden und das Strafporto dann da zu zahlen; die Post erwartete einfach, dass die Pfadfinder dies schon machen würden. Diese Annahme zeigte sich bald als zu optimistisch und schon bald wurde zuerst ein Postformular an die Pfadfinder geschickt in dem in 3 Sprachen (Niederländisch, Englisch und Esperanto) mitgeteilt wurde, dass ein Brief mit Porto-Zuschlag eingetroffen war und dass man diesen Brief im Jamboree-Postamt abholen konnte gegen Zahlung des anfälligen Portos (Abb. 5).
Am Ende des Jamboree stellte sich heraus, dass der Großteil abgeholt wurde, nur etwa 3% (60 Postsachen) wurden nicht abgeholt.

Ausgehende Post
Natürlich lief auch bei den ausgehenden Postsachen allerhand schief. Die meisten Briefe ab Jamboree-Gelände wurden erheblich überfrankiert. Grund hierfür war die Tatsache dass viele Teilnehmer und Besucher einen kompletten Satz Jamboree Briefmarken (Totalwert 20 Cent) auf Briefe und Postkarten klebten. Zum Vergleich: Eine Inland-Postkarte brauchte nur eine Briefmarke von 1½ Cent und für einen Inlandbrief war 6 Cent fällig. Ein Brief ins Ausland brauchte eine Marke von 12½ Cent (Abb.6+7).
Auf dem Briefumschlag (Abb. 8) wurde in erster Instanz mit einem blauen Bleistift T300 geschrieben, später wurde dies in Rot T30 geändert, wobei die letzte Null von „300“ durchgestrichen wurde. Zusätzlich einen Rundstempel T3d und eine Portomarke von 3d. Ein Brief nach Südafrika hatte damals eine lange Reise vor sich, per KLM nach Kairo, dann mit einem Imperial Airways Flugboot nach Durban und zum Schluss mit einem Inlandflug der SAA nach Johannesburg (siehe Text bei Abb. 8 für die komplette Frankaturberechnung).




Abb. 3
Eingehender Brief aus Winscombe, Somerset, England, Versanddatum: 5. August 1937. Frankatur: 2 x 1 Pence.
T10 in Sechskantstempel, handschriftlich in rot „5“, mit Portomarke 5 Cent und diese Marke gestempelt „ -8.VIII.-8 „ mit dem Jamboree-Sonderstempel mit Nr. 2 im Stempel (Handstempel)





Abb. 4
Eingehender Brief (Ganzsache) aus Peacehaven, East Sussex, England. Versanddatum 4. August 1937. Ganzsache mit 1½ Pence, T20 in Sechskantstempel, „10“ handschriftlich in rot und Portobestraft mit einer Portomarke zu 10 Cent und abgestempelt mit Sonder-Jamboreestempel Nr. 3 (Hammerstempel)




Abb. 5  




Abb. 6
Brief von der Jamboree-Organisation, verschickt am 27. Juli, also 5 Tage vor der Jamboree-Eröffnung.
Die Freimachung mit 3 Cent war im Prinzip ausreichend für die Lokalbeförderung. Trotzdem wurde diesen Brief „bestraft“ mit 2 x 3 Cent Porto.  Obwohl diese 3 Cent Frankatur in Anbetracht des Absenderortes (inklusive des im Stempel erwähnten Ortes) und der Adresse Bloemendaal-Vogelenzang richtig sein sollte.
Höchstwahrscheinlich wurde der Brief mit Porto „bestraft“, weil eigentlich vom Jamboree-Gelände abgehend, nicht rein lokal befördert wurde. Sämtliche Postsachen die nicht für die Jamboree selbst bestimmt waren, wurden zuerst nach dem Hauptpostamt in Haarlem geschickt und wurden da weiter sortiert und weitergeleitet. Höchstwahrscheinlich ist dort das „T“ auf den Briefumschlag gestempelt worden und ist der Briefumschlag in Bloemendaal mit 2 Portomarken zu je 3 Cent bestückt, eine Portomarke um die Fehlfrankatur von 3 Cent zu neutralisieren und die 2. Portomarke als Strafe.
Eine andere Möglichkeit wäre ein Briefgewicht von über 20 Gramm, in dem Fall wären 2 Portomarken zu 3 Cent fällig gewesen. Diese zweite Möglichkeit ist weniger wahrscheinlich, weil in diesem Fall der Postbeamte das Gewicht auf den Briefumschlag vermerkt hätte. Die Post arbeitete damals noch ziemlich schnell und der Umschlag wurde auf der Jamboree abgestempelt am 27.VII.20 und in Bloemendaal 28.VII.6v.



Abb. 7
Postkarte verschickt am „-6.VIII.-8“ ab Jamboree nach Calcutta/Indien. „T24“ Centimes in Oval Stempel und Ankunft 24 Tage später: 8-kant Stempel „Calcutta G.P.O. 30 aug.1937 unpaid“. Porto in einem Langstempel
„Foreign postage due“ mit 3 ANNAS und 3 PIES“
Die korrekte Frankatur für eine Drucksache per Landweg war 2½ Cent: das heißt, dass die Karte 1 Cent unterfrankiert war.



Abb. 8
Ein Sonder-Jamboree-Briefumschlag mitsamt Briefpapier wog 23 Gramm.
Postweg: Jamboree Gelände am „-7.VIII-22“ nach Johannesburg Südafrika.
Berechnung der Frankatur: 12½ Cent für die ersten 20 Gramm, 7½ Cent für die folgenden 20 Gramm; Luftpost: 20 Cent pro 5 Gramm: Total 127½ Cent. Der Brief wurde freigemacht mit 3 x 12½, 1 x 6 Cent und 1 x 1½ Cent: macht insgesamt 45 Cent.  Dies bedeutet eine Unterfrankierung von 82½ Cent.


Dieser Artikel ist im Original erschienen in der niederländischen Philateliezeitschrift „FILATELIE 3/2015, Maandblad foor Postzegelverzamelaars“.

Der Verfasser würde sich freuen zusätzliche Ergänzungen oder Reaktionen/Kommentare zu erhalten: padvinder@xs4all.nl

Übersetzung durch Henk Bolder, Mitglied Briefmarken-Sammler-Verein Remscheid 1935 e. V.


Ergänzung


Briefmarkenausgabe der Niederlande zum Jamboree 1937

Die Briefmarkenausgabe der Niederlande zum Jamboree 1937 deckte die drei wichtigsten Portostufen zu dieser Zeit ohne Zusatzleistungen ab:1 ½ Cent Postkarte Inland / 6 Cent Brief Inland / 12 ½ Cent Brief Ausland

Holger Keil





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